Prognosemärkte gelten als zuverlässige Prognosemethode, die insbesondere im Vorfeld von Wahlen auf großes Medieninteresse stoßen. Nicht zuletzt aufgrund eines vermuteten Einflusses der Medien auf die Wahlabsichten der Bevölkerung sind Wahl-Prognosemärkte immer wieder das Ziel manipulativer Angriffe, indem durch taktisches Handeln versucht wird, Preise und damit Prognosen nach oben oder unten zu treiben. Doch auch ohne böse Absichten zeigen bisherige Befunde diverse Verzerrungen in der Entscheidungsfindung der Händler auf, die es für die Erkennung manipulativer Angriffe entsprechend zu differenzieren gilt. Als Indikator dafür wird die Motivation der Händler vermutet. Untersucht wird daher die Frage, welchen Einfluss die Motivation der Teilnehmer auf ihr Verhalten hat. Dazu wird ein Mehrmethodendesign angewandt, bestehend aus quantitativer Befragung unter Teilnehmern und qualitativen Leitfaden-Interviews mit Marktleitern. Die Studie leistet neben inhaltlichen Erkenntnissen auch einen methodischen Beitrag, zumal das Verhalten von Prognosemarktteilnehmern bislang meist über ihr direktes Handeln denn über Befragungen gemessen wurde. Die Ergebnisse verdeutlichen einerseits die Diskrepanz unterschiedlicher Handelsziele (Manipulation vs. Unterhaltung) und zeigen andererseits starke Zusammenhänge zwischen (verzerrtem) Aktienbesitz und der eigenen politischen Einstellung auf. Entsprechende Handelsempfehlungen für Marktbetreiber werden diskutiert.

Haim, M. (2015). Der Preis der Parteien. Zum Einfluss der Motivation der Teilnehmer von Wahl-Prognosemärkten auf ihr Verhalten. [The parties’ prices. On the influence of political stock market participants’ motivation on their behavior.] Zeitschrift für Politikwissenschaft, 25(1), 27-52. https://dx.doi.org/10.5771/1430-6387-2015-1-27 (content_copy)